Sozialpsychologische Perspektiven auf den Faschismus
Fiona Kalkstein22.7.25 13:30
In diesem Vortrag soll der derzeitige Aufstieg der Faschist*innen aus sozialpsychologischer Perspektive beleuchtet werden. Faschismus lässt sich auf verschiedenen Ebenen betrachten. Sozialpsychologische Perspektiven gehen mit zwei Prämissen einher. Zum einen, dass Faschismus im Kern ein gesellschaftliches Problem ist. Zum anderen aber, dass die gewaltförmige Struktur der bürgerlichen, warenproduzierenden Gesellschaft auf bereits bestehende innere Konflikte des modernen Menschen trifft, und diese Konflikte verstärkt. Die Gewalt in der Gesellschaft räsoniert mit dem Hass im Subjekt. Faschistische Ideologie, Propaganda und Praxis werden hier als psychodynamisches Angebot an die beschädigten Subjekte untersucht. Faschismus stößt auf das verbreitete Bedürfnis, Unangenehmes nicht wissen und nicht fühlen zu wollen und ermöglicht zugleich Verdrängung. Er ist Resultat verdrängter Abkömmlinge und verstärkt Verdrängung zugleich. Gesellschaftlich und biographisch bedingte Gefühle der Angst, Ohnmacht und Schwäche bleiben so entweder unbewusst oder unverstanden.
Drei zentrale Ansätze zum sozialpsychologischen Verständnis des Faschismus sollen in diesem Vortrag näher betrachtet werden: Die Massenpsychologie, der Autoritarismus und Propagandastudien.
Dr. Fiona Kalkstein ist stellvertretende Direktorin des Else-Frenkel-Brunswik-Instituts und Psychoanalytikerin in Ausbildung. Sie forscht zum Zusammenspiel zwischen unbewussten und/oder verleugneten Wünschen und Bedürfnissen, Fragen von Produktion und Distribution und der Entstehung sozialer Konfliktdynamiken.