Joseph Wulf – Ein Schriftsteller in Deutschland
Filmvorführung und Diskussion
Alexander Carstiuc21.7.25 21:00
Der Holocaust-Überlebende Joseph Wulf wurde 1912 in Chemnitz geboren, wuchs in Krakau auf, arbeitete in der jüdischen Widerstandsbewegung und wurde 1943 nach Auschwitz deportiert. Seine Arbeiten zur Dokumentation und Aufarbeitung der Shoah, die von Quellensammlungen über kleine Biographien und Monographien alles abdeckten, und mit der er unmittelbar nach Kriegsende begann, hätten schon früh als Grundlage für die Erforschung dienen können. Doch die deutsche Geschichtswissenschaft ignorierte Wulf, man könnte sogar sagen, bekämpfte ihn.
Die Werke des jüdischen Historikers wurden lange Zeit pauschal als unwissenschaftlich abqualifiziert und ihr Verfasser persönlich diffamiert. Wulf blieb zeitlebens als Jude, Staatenloser und Privatgelehrter ein Außenseiter der Geschichtswissenschaft. 1974, einsam und in finanzieller Not, nahm er sich das Leben. Der Film von Henryk M. Broder, der Gespräche mit Wulfs Weggefährten führte, ist eine frühe Würdigung.
Alexander Carstiuc, Sozialpädagoge und Historiker, arbeitet in der Bildungsarbeit und als Übersetzer zu den Themen Nationalsozialismus und Shoa. Er ist Herausgeber der Memoiren Léon Poliakovs. Zuletzt übersetzte er (mit Jonas Empen und Janina Reichmann): Annette Wieviorka: 1945. Als die Amerikaner die Lager entdeckten. Tiamat 2021.