Von den Arditi del Popolo zur Resistenza
Gespräch zur Geschichte antifaschistischer Bewegungen in Italien
Johanna Wintermantel, Mario Cravallo26.7.25 15:30
Die „Arditi“ waren sogenannte Freischärler, die sich nach dem 1. Weltkrieg in Italien auf ihre Kriegs- und Militärerfahrungen bezogen. Ähnlich wie in Deutschland die Freikorps gehörten sie zu einem Milieu, das sich nach dem Ersten Weltkrieg schwerlich wieder in ein ziviles Leben integrieren konnte. Zudem fühlten sich viele italienische Soldaten betrogen – sie hatten zu einem Sieg Italiens beigetragen, das sie in der Konstellation der Siegermächte jedoch benachteiligt sahen. Der nationalistische Schriftsteller Gabriele D’Annunzio war eine wichtige Figur für die Arditi, die schließlich Mussolini bei dessen Machtergreifung unterstützten.
Allerdings existierte mit den „Arditi del Popolo“ auch eine antifaschistische Gruppierung, die bewaffneten Widerstand gegen Mussolini leistete. Sie stehen dafür, dass es möglich war, aus der Kriegserfahrung auch andere Schlüsse zu ziehen.
Erst spät - gegen Ende des Zweiten Weltkriegs - formierte sich eine breitere antifaschistische Bewegung gegen die Besatzung Italiens durch die Nationalsozialisten. Im April 1945 war die Resistenza die zweitgrößte Partisanenbewegung nach derjenigen in Jugoslawien. Die kommunistischen Verbände stellten den größten Teil dieser Bewegung - aber die Resistenza war keineswegs einheitlich. Mythos und Streit um das Erbe der Partisanen prägten dann auch die italienische Nachkriegsordnung.
In diesem Programmpunkt wollen wir den Titel der diesjährigen Kantine erklären und Hintergründe beleuchten. Um die Geschichte antifaschistischer Bewegungen in Italien einzordnen sprechen wir auf der Kantine 'Arditi' mit Johanna Wintermantel und Mario Cravallo. Johanna Wintermantel ist Journalistin und aktiv bei Radio Dreyeckland in Freiburg. Sie hat das Buch „Arditi del popolo. Der erste bewaffnete Widerstand gegen den Faschismus in Italien 1921-1922“ ins Deutsche übersetzt. Mario Cravallo ist Mitherausgeber eines Fanzines, in dem insurrektionalistische und mutualistische Ansätze miteinander verbunden werden sollen. Er ist gewerkschaftlich aktiv und interessiert sich für italienische Bewegungsgeschichte.