Zwischen Produktion und Reproduktion? Widerständige Praxen von Frauen in der DDR
Jana Günther24.7.24 15:00
Die staatliche verordnete Befreiung von der bürgerlichen Kleinfamilie in der DDR, einschließlich der Integration von Frauen in das Bildungssystem und das Erwerbsleben, die Etablierung offenerer Beziehungsformen sowie weniger rigide Ehe- sowie Scheidungsrechte (im Vergleich zur BRD) und gute Kinderbetreuungsmöglichkeiten können zu Recht als teilweise erfolgreiche Emanzipationsmaßnahmen betrachtet werden. Diese ›Frauenbefreiung von oben‹ täuscht allerdings nicht darüber hinweg, dass junge Frauen erstens gegen »Konformität und Langweile« (Knabe 2024)* rebellierten und zweitens auch auf soziale und ökologische Probleme im DDR-Sozialismus aufmerksam machten. Im Laufe der 1980er-Jahre werden in Jungendszenen oder in oppositionellen Künstler:innen- und Protestgruppen auch mehr Frauen aktiv. Im Workshop wird diesem Teil der »DDR von unten« besondere Aufmerksamkeit geschenkt und dezidiert den Spuren von Frauen nachgegangen und deren Widerständigkeit und Wirken kontextualisiert.
* Andrè Knabe (2024) im PodCast Musi*Sociology (S2E4)
Jana Günther, Prof. Dr., Sozialwissenschaften, EH Darmstadt, Schwerpunkte: soziale Ungleichheit, soziale Bewegungen und klassische feministische Theorie.