Feminismus - Reizwort oder Programm? Nichtstaatliche Frauenbewegung in der DDR am Beispiel Sachsens
Jessica Bock24.7.24 15:00
In der DDR gehörte die Gleichberechtigung der Frau zur Staatsräson. Das sozialistische Emanzipationsverständnis gründete auf die Berufstätigkeit der Frau. Trotz zahlreicher frauenpolitischer Maßnahmen bestand das patriarchale Geschlechterverhältnis weiter fort. Die Widersprüche zwischen propagierter Gleichberechtigung und den realen Verhältnissen traten gegen Ende 1970er-Jahre immer mehr zu Tage. Als Reaktion auf die stagnierende und gar rückschrittliche Frauenpolitik entstand in der DDR eine nichtstaatliche Frauenbewegung, die sich kritisch mit der realen Situation der Frauen im Realsozialismus auseinandersetzte.
Im Workshop wollen wir uns gemeinsam am Beispiel Sachsens mit der nichtstaatlichen Frauenbewegung, ihren Akteurinnen, Themen und Netzwerke beschäftigen. Was haben die Frauengruppen unter Feminismus und Emanzipation verstanden? Was bedeutete frauenbewegtes Engagement unter diktatorischen Bedingungen?
Dr. Jessica Bock studierte Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Leipzig. Mit einem Stipendium der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur promovierte sie über »Frauenbewegung in Ostdeutschland. Aufbruch-Revolte-Transformation in Leipzig 1980‒2000«. Ihre Dissertation wurde 2019 wurde mit dem Dissertationspreis der GenderConceptGroup der TU Dresden ausgezeichnet und erschien 2020 im Mitteldeutschen Verlag. Seit 2016 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Digitalen Deutschen Frauenarchiv. 2023 erschien mit Unterstützung der weiterdenken Heinrich-Böll-Stiftung-Sachsen e. V. ihre Studie »Kontrollierte Selbstbestimmung. Der Schwangerschaftsabbruch in Sachsen von 1945 ‒ 1990«.