Kantine »Festival«

Das Ende einer autonomen Arbeiterbewegung in der DDR


Renate Hürtgen

23.7.24 14:00

Auf dem Gebiet der DDR gab es nach 1945 zahlreiche industrielle Zentren mit einer kämpferischen Arbeiterklasse, deren Bewusstsein und deren Erfahrung der Faschismus nicht hatte auslöschen können. Als im Juni 1953 die Arbeiter:innen in der DDR streikten, war diese Tradition einer autonomen organisierten Arbeiterbewegung sehr lebendig. Der Arbeiteraufstand endete mit einer Niederlage, sowjetische Panzer schlugen ihn nieder, die Streikführer wurden verhaftet, Streiks, Versammlungen und jede autonome Organisation quasi verboten. An deren Stelle trat eine Staatsgewerkschaft, die, neben der Partei, als Teil der Betriebsleitung für die Erfüllung des Plans zu sorgen hatte. Nicht nur offene Gewalt, vor allem diese stalinistischen Strukturen führten letztlich zum Niedergang einer autonomen Arbeiterbewegung in der DDR. Es ist eigentümlich, dass eine linke Debatte über den Charakter der »realsozialistischen« Länder, in der die Arbeiterklasse ansonsten immer einen zentralen Stellenwert hat, dies nicht zu einem entscheidenden Kriterium ihrer Einschätzung macht.

Renate Hürtgen ist Historikerin und beschäftigt sich mit der Geschichte der DDR, insbesondere mit dem Arbeitsleben und gewerkschaftlcher Organisierung in der DDR. Sie gehörte zur linken Opposition in der DDR und war im Oktober 1989 Mitbegründerin der »Initiative für unabhängige Gewerkschaften*«.* Seit dem ist sie Teil von kritischen Gewerkschaftsinitiativen und Basisbewegungen. 2003 hat sie den »AK Geschichte sozialer Bewegungen« mitbegründet, dem sie heute noch angehört.