Architektur in der DDR: Periodisierung, Projekte und Debatten
Thomas Flierl26.7.24 15:00
1990 galt die Architektur in der DDR weithin als eine »Architektur ohne Architekten«, alles war »Platte« – der industrielle Massenwohnungsbau bei gleichzeitigem Zerfall der Innenstädte wurde zum Synonym des Scheiterns der DDR. Der postmoderne und neohistoristische Zeitgeist war auf »Rückbau« (Abriss) vor die Zeit der DDR, allenfalls bei Respekt der während der Baupolitik der »nationalen Traditionen« (1950–1955) errichteten Bauten programmiert. Das »Altschuldenhilfe-Gesetz« dekretierte die Privatisierung kommunaler Wohnungsbestände, »schrumpfende Städte« führten zu deren öffentlich gefördertem Abriss. Mehr als Dreißig Jahre nach der deutschen Vereinigung kann in Ostdeutschland ein Systemvergleich gezogen werden. Wenn wir nach den wünschenswerten Strategien des Bauen nach der DDR fragen, ordnet sich auch deren Architekturgeschichte neu. Sie kann nicht länger nur von ihrem Ende gedacht werden. Der Workshop lädt ein, die Phasen der Architektur- und Baugeschichte der DDR, ihren sozialen Auftrag, die materiell-technische Grundlage und das sich wandelnde Architekturverständnis zu bestimmen.
Nach Tätigkeiten in Verwaltung und Politik (Zentrum für Kunstausstellungen, Ministerium für Kultur, Leiter des Kulturamtes Prenzlauer Berg, Baustadtrat in Berlin-Mitte, Kultur- und Wissenschaftssenator in Berlin) ist Thomas Flierl seit 2007 als freischaffender Architekturhistoriker und Publizist tätig, er leitete 2007 bis 2022 die Hermann-Henselmann-Stiftung und ist seit 2021 Mitglied der Akademie der Künste, Berlin.