Kantine »Festival«

Abschlussdiskussion: Was bedeutet die Auseinandersetzung mit der DDR für uns heute politisch?


Jakob Heyer, Renate Hürtgen, Annika Beckmann, Tamara Schindler

27.7.24 18:00

Zum Abschluss der Woche wollen wir diskutieren, was die Auseinandersetzung mit der DDR für unseren Kampf um eine befreite Gesellschaft bedeutet. Wir wollen auf das Programm der Kantine »Zone« zurückblicken und fragen, welche Lehren wir aus der Funktionsweise der Gesellschaft, der Ökonomie und des politischen Systems für die Einrichtung einer möglichen zukünftigen kommunistischen Gesellschaft ziehen können.
Sehen wir den Kommunismus, den wir anstreben, überhaupt in einer Kontinuitätslinie zum Realsozialismus, oder gehen wir davon aus, dass wir grundlegend anders an die Sache herangehen müssen, wenn diese Gesellschaft freiheitlich organisiert sein soll? 
In der DDR wurde immer wieder propagiert, der Aufbau des Kommunismus sei im vollen Gange – faktisch ließ die innere Dynamik der DDR es aber nicht zu, dass sich tatsächlich eine befreite Gesellschaft entwickeln konnte. Lässt sich vor diesem Hintergrund am Konzept eines schrittweisen Übergangs festhalten? Und was ist erfordert, damit sich eine breite und freiwillige Zustimmung zur Vision des Kommunismus – die in der DDR gefehlt und die Entstehung eines brutalen Repressionsapparats begünstigt hat – herausbildet? Lässt sich aus den Antworten etwas für eine transformative Strategie und Praxis ableiten?
Ein zweiter Themenschwerpunkt der Diskussion wird sein, mit welchem Ziel und auf welcher Weise wir in unserer politischen Praxis heute über die DDR sprechen sollten. Wie können wir beispielsweise unsere eigenen Vorstellungen von Kommunismus überzeugend vom Realsozialismus abgrenzen? Wie können wir unsere Kritik an der DDR formulieren und dabei zugleich die biografischen Erfahrungen unserer Gegenübers ernst nehmen?


Auf dem Podium diskutieren mit:

Annika Beckmann, hat Philosophie und Literaturwissenschaft studiert, interessiert sich sehr für Planwirtschaft und für mögliche Wege aus den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen, ist Teil des Kantine-Teams und bei Vogliamo Tutto organisiert.

Jakob Heyer, Doktorand an der Universität Jena zum Thema »Grundprobleme einer postkapitalistischen Produktionsweise«. In seiner Dissertation untersucht er neuere Modelle einer demokratischen Planwirtschaft, u.a. in Anbetracht wichtiger historischer Erfahrungen.

Renate Hürtgen, Historikerin, beschäftigt sich mit der Geschichte der DDR, insbesondere mit dem Arbeitsleben und gewerkschaftlcher Organisierung in der DDR. Sie gehörte zur linken Opposition gegen die DDR und war im Oktober 1989 Mitbegründerin der »Initiative für unabhängige Gewerkschaften«. Seit dem ist sie Teil von kritischen Gewerkschaftsinitiativen und Basisbewegungen. 2003 hat sie den »AK Geschichte sozialer Bewegungen« mitbegründet, dem sie heute noch angehört.

Tamara Schindler, Elektronikerin, war fünf Jahre lang aktiv in der Bürgerinitiative für Soziales Wohnen einer kämpferischen Mieter:innen-Selbstorganisierung im Randbezirk Neulobeda, Jena. Gerade beteiligt sie sich an der Gründung der Stadtteilgewerkschaft Lobeda Solidarisch. In der überregionalen Initiative »Projekt Sozialismus von unten« diskutiert sie gemeinsam mit anderen Basis-Aktivist:innen einen möglichen Rahmen und Horizont von linkem Aktivismus und sozialen Bewegungen. Darin finden unterschiedliche sozialistische Strömungen, sowie historische Erfahrungen und Debatten Eingang.