Kantine »Festival«

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Emma Goldman – Gelebtes Leben Anarchistin, Friedensaktivistin, Feministin


Hanna Mittelstädt

3.8.23 21:00

Die »Rote Emma« war zu ihren Lebzeiten eine gleichermaßen verehrte wie gefürchtete Symbolfigur des Anarchismus. Sie wurde bekannt durch ihre Reden für die Rechte der Arbeiter*innen, für Geburtenkontrolle, gegen die Wehrpflicht. 1886 war sie im Alter von 17 Jahren aus Russland in die USA emigriert. Als Textilarbeiterin in New York lebte sie mitten im sozialen Elend und gelangte in anarchistische Widerstandskreise. Sie erkannte bald ihr rhetorisches Talent und setzte es in landesweiten Kampagnen und Agitationsveranstaltungen ein. Sie wurde mehrmals zu Gefängnisstrafen verurteilt, verfasste revolutionäre Schriften. 1919, im Zuge der Kommunistenhetze, wurde sie mit anderen Genossen aus den USA nach Russland deportiert. Enttäuscht von der diktatorischen Herrschaft der Bolschewiki floh sie nach Frankreich, wo sie in den 20er Jahren ihre Autobiografie »Gelebtes Leben« schrieb, das Zeugnis einer kämpferischen, ungeheuer mutigen und unabhängigen Frau. 1936 nahm sie an der spanischen Revolution teil. 1940 starb sie vereinsamt in Toronto. Auf ihrem Grabstein steht ein Zitat von Charles Caleb Colton: »Freiheit steigt nicht zu einem Volk herab, ein Volk muss sich selbst zur Freiheit erheben«.

»Wo Emma Goldman sich zeigt, scheint das Leben eine intensivere Qualität anzunehmen. Sie hat etwas Gigantisches, auch wenn bisher keiner eine Erklärung dafür gefunden hat …« [Margaret Anderson]

»Gelebtes Leben ist ein Zeugnis permanenter Rebellion, eines weiblichen Widerstandsgeistes, der den Glauben an eine gerechte Zukunft unter keinen Umständen aufzugeben bereit war.« [Karin Beindorff]

»Es ist das Selbstporträt einer Frau, die zwischen dem Wunsch nach sexueller und persönlicher Erfüllung und dem Drang, gegen Unterdrückung zu kämpfen, hin- und hergerissen ist. Vor allem hinterlässt es grenzenlose Bewunderung für eine Frau, die gegen alle Widerstände immer ihren eigenen Weg gegangen ist.« [Missy Magazine]

Hanna Mittelstädt, geb. 1951 in Hamburg, wo sie weiterhin lebt. Mit-Gründerin und 45 Jahre lang Mit-Leiterin des Verlags Edition Nautilus. War Co-Übersetzerin für viele Werke aus dem Französischen (u.a. Situationistische Internationale), Lektorin sowie Redaktionsmitglied in den verlagseigenen Zeitschriften Revolte, Die Aktion. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: Blu – Lovestory, Konkursbuch Verlag 2021 und Arbeitet nie! Die Erfindung eines anderen Lebens, Edition Nautilus 2023. Nach dem Ausscheiden aus dem Verlag 2016 künstlerische Leitung für Szenischen Lesungen und Initiatorin der Franz Jung-Revue »Die Technik des Glücks« (zusammen mit Annett Gröschner) für das HAU (Hebbel am Ufer) in Berlin (2018). Zusammen mit der Übersetzerin Klaudia Ruschkowski Herausgabe gesammelter Werke von Etel Adnan (zuletzt: Sturm ohne Wind, 2019).