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Der real-existierende Anarchismus. Eine Bestandsaufnahme


Jonathan Eibisch

31.7.23 18:00

Gerade in der BRD hatte und hat der Anarchismus einen schweren Stand. Dies zeigt sich an der überschaubaren Anzahl von Gruppen und Einzelpersonen, welche sich aktiv zu ihm bekennen, ebenso wie an der verbreiteten Unkenntnis anarchistischer Theorie selbst in linken Szenen. Die Gründe dafür liegen in seiner unterbrochenen Geschichte, in der traditionellen Dominanz parteikommunistischen Denkens, den Vorurteilen über den Anarchismus, aber auch an dessen Organisationsschwierigkeiten.

Dagegen wird ungefähr einmal pro Jahrzehnt erneut postuliert, dass der Anarchismus im Aufschwung wäre. Er reitet auf den Wellen sozialer Bewegungen im Nachgang der 68er-Bewegung, über die Anti-Globalisierungsbewegung bis hin zu zeitgenössischen feministischen, antirassistischen und Klimagerechtigkeitsbewegungen.

Wie kann diese merkwürdige Gleichzeitigkeit von Marginalität und Popularität anarchistischer Gruppierungen und Perspektiven erklärt werden? In welchen sozialen Bewegungen waren Anarchist*innen in den letzten Jahren aktiv? Vor welchen Herausforderungen steht der real-existierende Anarchismus im Hier&Jetzt? Und welche Bedeutung und Potenzial kann er realistischerweise im 21. Jahrhundert gewinnen?

Jonathan Eibisch hat zur politischen Theorie des Anarchismus promoviert und bloggt auf paradox-a.de. Er ist in Chemnitz aufgewachsen, lebte lange in Jena und ist nun in Leipzig aktiv.