Kantine »Festival«

»Nichts weniger als die Pariser Commune«

Rätebewegung in Syrien und Rätetheorie


Almut Woller

1.8.23 15:00

Viele Linke wissen (halbwegs) Bescheid darüber, dass Kurd*innen in Nordsyrien ein revolutionäres Projekt in Gang gebracht haben. Das ist bedeutsam für die Menschen vor Ort, und es ist bedeutsam für Menschen überall, die sich für Utopien und Alternativen zum Staat interessieren. Verhältnismäßig wenige Linke wissen, dass es in Syrien parallel dazu eine weitere Rätebewegung gab. Manche Räte verwirklichten lokale Selbstorganisierung über Jahre hinweg, trotz anhaltender Bedrohung und Gewalt durch Regierung und Milizen. Die Syrische Revolution ist nicht irgendein gescheiterter Aufstand, sondern – neben aller Tragik – auch ein inspirierendes Erbe für Linke. Noch mehr: Sie ist Teil unserer „Tradition“. Und zwar aus zwei Gründen: Erstens war sie eine Räte-Bewegung, die große Ähnlichkeiten mit anderen Räte-Bewegungen im 20. Jahrhundert hat (z.B. Novemberrevolution in Deutschland 1918). Zweitens knüpfte Omar Aziz, ein Hauptprotagonist in den syrischen Räten, explizit an eine linke, anarchistisch/kommunistische Tradition an. Kurz vor seiner Verhaftung sagte er: »Wir sind nichts weniger als die Pariser Commune: Sie hielten 70 Tage durch und wir machen nach eineinhalb Jahren immer noch weiter.«

Deshalb schauen wir uns im Workshop an:

Der Workshop beschäftigt sich NICHT mit Geopolitik und nicht primär mit Syrien. Es ist hilfreich, aber überhaupt nicht notwendig, den AK-Artikel vorher zu lesen und die beiden kurzen ersten Artikel in diesem Reader.

Almut Woller forscht zu Räten, gibt Marx-Seminare für Einsteigerinnen und Schlaumeierinnen und macht Antidiskriminierungsarbeit an Schulen und mit Beschäftigten.