Kantine »Festival«

Die Gespräche beginnen schon mit einem Missverständnis – ein Briefwechsel [Beitrag zur Kantine-Broschüre »Hier tanze«]


Carolin Krahl, Kaska Bryla

Was hat uns politisiert? Auf was berufen wir uns, wenn wir »links« sagen? Die beiden Autorinnen fragen sich und einander nach den Ursprüngen und der Gegenwart ihrer politischen Überzeugungen und Strategien. Dabei beziehen sie sich auf zwei Frauen, deren Schreiben und Arbeiten für sie wichtig war und bleibt: zwei Frauen, die voneinander wussten, einander jedoch vermutlich nie begegnet sind und von denen die Autorinnen ein ganzes Jahrhundert trennt. Mit Emma Goldman und Rosa Luxemburg verständigen sich Kaska Bryla und Carolin Krahl über Anarchismus und Sozialismus und sie streiten: über und um das, was davon heute (gültig) bleibt, was verschüttet wurde durch die vermeintlich irreversible historische »Niederlage« der revolutionären Linken. Halb Lesung, halb Audio, von Werkstattcharakter. Der Text ist nicht abgeschlossen (wie könnte er?).

Kaska Bryla und Carolin Krahl sind beide Autorinnen und Redakteurinnen von PS: Anmerkungen zum Literaturbetrieb / Politisch Schreiben. Gemeinsam bilden sie ein Lektoratskollektiv.

Liebe Carolin,

der Sommer ist beinahe um. Heute ist der 19. September 2018 und es hat 30 Grad. Laut meiner Wetter-App soll es nur noch morgen und übermorgen so warm sein, dann kippen die Temperaturen und der Herbst hält Einzug.

Den ganzen Sommer über habe ich immer wieder über den Essay nachgedacht. Den »Was ist links?«-Essay, den wir zusammen schreiben wollen. Ähnlich wie auch du es formuliert hast, habe ich mich die meiste Zeit über gefragt, was ich schreiben könnte, wie ich eine derart schwierige Frage beantworten soll, eine Frage, die in sich bereits mehrdeutig ist. Sie verlangt ja wohl kaum nach einer Auseinandersetzung mit dem Kapital und seinen Nachzüglern. Oder vielleicht ja doch?

Sobald mir diese Überlegungen in den Sinn kamen, ärgerte ich mich auch schon über mich selbst und dachte, dass es so typisch weiblich sei, sich in erster Linie Gedanken darüber zu machen, was denn erwartet werde, was genehm sei. Mein Vater hat einen Teil seiner Jugend in russischer Kriegsgefangenschaft in Sibirien verbracht. Es war, nachdem die Deutschen sich aus der Gegend rund um Lwów zurückgezogen hatten und die Russen einrückten. Da wurde mein Vater verraten. Er war in der polnischen Untergrundarmee, der AK, tätig. Die AK unterstand der polnischen Exilregierung, die in Großbritannien saß. Mein Vater und sein Bruder wurden in Arbeitslager, Gulags, nach Sibirien geschickt. Mein Onkel, den ich nie kennengelernt habe, starb dort wohl. Mein Vater wurde irgendwann freigelassen, oder er floh. Ich weiß es gar nicht so genau, obwohl ich mit meinem Vater Interviews darüber geführt habe, kurz bevor er starb. Nur habe ich mir die Interviews bis heute nicht angehört.

Solange mein Vater noch gelebt hat und wir uns streiten konnten, habe ich Kommunismus und auch die Umsetzung dessen immer verteidigt. Wahrscheinlich auch, weil die besten meiner Kindheitserinnerungen in diese Zeit in Polen fallen. Aber jetzt ist er tot und irgendwie fände ich es unsolidarisch ihm gegenüber. So post mortem. Wo er sich nicht mehr wehren kann.

Für dich ist das mit dem Kommunismus anders. Und das, obwohl du oder vielleicht eben weil du in Ostdeutschland aufgewachsen bist. Und vielleicht, weil du schon nach der Wende groß wurdest. Das unterstelle ich dir jetzt, dass es sich deshalb so verhält.

Weil also kommunistische Parteien für mich wegfallen, und das nicht nur wegen meinem Vater (im spanischen Bürgerkrieg des 20. Jahrhunderts haben die Kommunisten die Anarchisten verraten, und irgendwie nehme ich das persönlich, wie auch, in einem viel kleineren Rahmen, die Geschichte rund um das Ernst-Kirchweger-Haus in Wien), kam ich zu dem Schluss, die Frage aus einem anarchistischen Blickwinkel beantworten zu müssen. Weil eigentlich links sein, also das positiv konnotierte Links-Sein, für mich mit anarchistischen Ideen und einer anarchistischen Praxis verknüpft ist. Es hat mit der Fähigkeit des eigenständigen Denkens zu tun, eines Verstehens, aus dem heraus man Verantwortung für sich und andere übernimmt. Einem Widerwillen gegenüber Machtergreifungen, Institutionalisierungen, einem starren Programm. Einem Widerwillen, Geschichte gemäß einer Idee gewaltsam zu machen.

Seit ich mich nicht mehr nur in links-autonomen Szenezusammenhängen bewege, sehen mich Menschen oft perplex an, wenn ich das sage, wenn ich mit Anarchismus sympathisiere. Dann kommen sie mir mit Demokratie und Wahlen und Verantwortung und warum ich denn Chaos und Gewalt wolle. Die Gespräche beginnen schon mit einem Missverständnis.

Nachdem ich den Abriss von Emma Goldmans Biografie gelesen habe, der Anarchism and Other Essays vorangestellt ist, denke ich, dass wohl in allererster Linie der Kontext, in dem jemand aufwächst, bestimmt, in welche Richtung eine sich später bewegt. Emma Goldman war 13 Jahre alt, als sie in einem St. Petersburg ankam, in dem gerade der Kampf zwischen der Autokratie und russischen Intellektuellen tobte. Alexander II. war im Jahr davor gefallen.

Emma Goldman machte mit Anfang zwanzig eine Ausbildung zur Krankenschwester und Hebamme.

Sie wanderte in die Vereinigten Staaten aus, glaubte, dort in die neue Welt zu kommen und machte Bekanntschaft mit den sich formierenden Auswüchsen kapitalistischer Ausbeutung in Fabriken, eine Ausbeutung, die mit der Industrialisierung sowie der Aufklärung einherging und die heute eine Wiederauferstehung feiert. Wenn ich in Wien bin und im Radio höre, dass 12-Stunden-Tage wieder eingeführt werden sollen, frage ich mich, ob Menschen nicht mehr wissen, was für einen harten, unerbittlichen Kampf andere für den 8-Stunden-Tag führen mussten. Aber lässt es sich wirklich so linear fortdenken? Geschichte ist doch keine Linie, an der wir uns entlanghangeln können.

Was also ist Anarchismus?

Emma Goldman schreibt: »It is the philosophy of the sovereignty of the individual. It is the theory of social harmony. It is the great, surging, living truth that is reconstructing the world, and that will usher in the Dawn.«

Fühl dich umarmt,

deine kaska

Leipzig, 10.06.2019

Liebe Kaska,

dein erster Brief liegt schon seit Monaten bei mir. Seither gab es Antwortversionen, dann Widerstände im Alltag, dem zu Bewältigenden, im Denken, auch zwischen uns. Nun ist schon wieder Sommer, 2019, und ich schreibe dir gar nicht nur dieser von uns gewählten Briefform wegen, sondern: Du bist wirklich nicht in meiner Nähe, wie so oft in diesem Jahr, in dem viele Verantwortungen dich an verschiedene Orte tragen. Jetzt bist du endlich im Urlaub, irgendwo zwischen Polen und der Ukraine. Ich selbst weiß noch nicht, wie ich diesem Sommer eine Pause aus dem Kreuz leiern kann. Am Anfang dieses Briefwechsels stand die Frage: »Was ist links?« Das ist eines: Links heute ist prekär, ist meist: Irgendwo nicht ganz mitspielen, bei der Lohnarbeit zum Beispiel, Dinge anders versuchen, wie mit unserer Zeitschrift PS, und damit zurechtkommen, dass man finanziell und kräftemäßig am Limit lebt.

Die Zeit, sich auf die Grundlagen, die Prinzipien des eigenen Denkens zu besinnen, sie erneut anzusehen, ist durch diese Bedingungen und die Erfordernisse des Aktuellen begrenzt. Wir nehmen uns hier diese Zeit.

In dieser Besinnung und Befragung kommt Persönliches, Biographisches, wie du es anführst, zusammen mit der Abstraktion vom Eigenen, die auch eine Emanzipation ist. Du schriebst:

»Ich weiß, für dich ist das mit dem Kommunismus anders. Und das, obwohl du oder vielleicht eben weil du in Ostdeutschland aufgewachsen bist. Und vielleicht weil du schon nach der Wende groß wurdest. Das unterstelle ich dir jetzt, dass es sich deshalb so verhält.«

Meine erste Reaktion war ablehnend: Ich finde es nicht sinnvoll, uns derart auf unsere Herkunft zu reduzieren. Zugleich stimmt etwas daran: Über Sozialisation und wie diese Weichen stellt oder verstellt zur Möglichkeit, die Gesellschaft anders zu denken, gäbe es vieles zu sagen – zu fragen vielmehr. Ich erinnere mich an eine Lesung mit Manja Präkels, die ich moderiert habe. In der Diskussion kamen wir auf die Frage: Wie sind wir so geworden, wie wir sind? Wenn ich etwa, ähnlich und doch weniger drastisch als in Manjas Fall, in einer sächsischen Kleinstadt unter Neo-Nazis und einer allgemeinen Stimmung der Xenophobie und des Sozial-Darwinismus groß geworden bin, wo wirklich Gegen-Vorbilder fehlten – wie kommt es, dass ich links (geworden) bin?

Dieses Nachdenken über das Geworden-Sein, die Formungen des Bewusstseins durch die Zustände, ist, was mich für den Sozialismus einnimmt. Es ist diese Frage, durch die er nicht über die Menschen hinweggeht, sondern mit ihnen zur grundlegenden Veränderung ansetzt.

Eben hier liegt ein weiterer Grund für die Ablehnung deiner provozierenden Zuspitzung (einen Zug, den ich an dir schätze), mein Verhältnis zum Kommunismus habe damit zu tun, dass ich selbst nicht in der DDR gelebt habe. Ich halte die in diesem Gedanken enthaltene Gleichsetzung von Kommunismus mit der DDR – in der ich geboren wurde, aber nur ganz knapp – für falsch. Und zack, schon sind wir an dem Punkt, wo wir politisch immer schon aneinander geraten. Aber der Reihe nach.

Du schriebst auch:

»Seit ich mich nicht mehr nur in links-autonomen Szenezusammenhängen bewege, sehen mich Menschen immer perplex an, wenn ich das sage, wenn ich mit Anarchismus sympathisiere. Dann kommen sie mir mit Demokratie und Wahlen und Verantwortung und warum ich denn Chaos und Gewalt wolle. Die Gespräche beginnen schon mit einem Missverständnis.«

Auch das Gespräch mit dir über Kommunismus beginnt mit einem Missverständnis oder mehreren, beispielsweise mit der Gleichsetzung von Stalinismus mit Sozialismus oder Kommunismus. Dabei hast du völlig recht, es ist ja ätzend: In unserer Gegenwart beginnt so ziemlich jedes Reden über ein Links-sein, das nicht nur eine oberflächliche Behauptung gegen Nazis oder für die Natur etc. ist, mit diesen Missverständnissen, mit Verkürzungen, Vereinfachungen. Weil zu viel Geschichte verschüttet ist.

Du schreibst von Emma Goldman, deren Geschichte und Denken auch mich fasziniert. Unserem Konflikt gemäß setze ich aber an bei Rosa Luxemburg, um diese Verschüttungen zu illustrieren: Was bleibt heute von dieser Frau, die unzählige politische wie wissenschaftliche Schriften verfasst, Reden gehalten, eine revolutionäre Bewegung begleitet hat?

Es ist nicht allzu lange her, dass der 100. Todestag Rosa Luxemburgs zur Erinnerung an sie in Texten und Veranstaltungen genutzt wurde. Erinnerung? Von ihren politischen Schriften, Überzeugungen und deren Verhältnis zu ihrer Praxis ist dabei zu selten die Rede. Vordergründig ist oft der Bezug auf ihre Briefe aus dem Gefängnis: persönliche Aufzeichnungen, die schön und erschütternd zu lesen sind – aber eben dies: persönliche und nicht primär politische Aufzeichnungen. Einmal mehr ist sie hier zu beobachten: die Reduktion einer linken Frau zum Symbol, zur Sanften und den Kommunist_innen.

Als wäre sonst nichts haltbar oder über den historischen Wandel hinweg produktiv.

Wenn wir diesen Versuch eines Briefwechsels unternehmen wollen, dann wünsche ich mir das als ein Weiterfragen: Was geben die Texte her, von Rosa Luxemburg, von Emma Goldman? Was ist in deren Schriften Anarchismus, was Sozialismus, jenseits der heute gefestigten Verunglimpfungen und Verdrehungen?

Auf diese Weise würden auch zwei Frauen kommunizieren, wie sie es in Wirklichkeit nicht getan haben. Sie wussten voneinander, trafen sich jedoch nie. Bei Emma Goldman liest man ein ambivalentes Verhältnis, das Luxemburg als Weggefährtin und Feindin zugleich erscheinen lässt; in ihrer Autobiografie Gelebtes Leben von 1931 schreibt sie: »[D]as schreckliche Schicksal zweier […] Menschen, die ich nur dem Namen nach kannte, erschien mir als ein […] Verlust – der Tod von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Ihr Ziel war die Sozialdemokratie gewesen und Anarchisten ihr spezielles rotes Tuch. Sie hatten uns und unsere Ideale bekämpft und das nicht immer mit fairen Mitteln. […] Luxemburg und Liebknecht, die die Sozialistische Partei Deutschlands mit aufbauen halfen, wurden vom Regime ihrer an die Macht gekommenen orthodoxen Genossen vernichtet.«

Ich denke, keine von uns beiden möchte bloß in der Geschichte verharren – ja, es hat sich viel getan, wir können und wollen das Linke nicht eindampfen auf seine Formen im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Aber: Sowohl Goldman als auch Luxemburg wussten die Revolution sozusagen um die Ecke. Wie weit weg ist diese Vorstellung heute für uns? Wissen wir noch, wofür, wohin? Und zwar jenseits von Reformen, die zäh errungen werden und dennoch, solange das Grundgerüst der kapitalistisch patriarchalen Gesellschaft steht, immer in Gefahr sind, zurückgenommen zu werden. Kann man links sein ohne revolutionäre Perspektive? Beide Frauen hätten Nein gesagt. Und doch sind heute die allermeisten Linken ohne diese Perspektive, auch, weil das Aktuelle immer brennt: Rechtsruck, Tote im Mittelmeer… Und dabei immer die Sorge, überhaupt den status quo von bereits Erreichtem zu halten, der für sich genommen längst nicht genügt. So schriebst auch du: »Wenn ich in Wien bin und im Radio höre, dass 12-Stunden-Tage wieder eingeführt werden sollen, frage ich mich, ob Menschen nicht mehr wissen, was für einen harten, unerbittlichen Kampf andere für den 8-Stunden-Tag geführt hatten.«

Als Frauen müssen wir ja ständig darum kämpfen, dass Errungenes nicht zurückgedreht wird, oder darum, bereits Zurückgenommenes wiederzuholen. Der Wiederholungszwang macht uns mürbe. In einem meiner früheren Antwortversuche an dich, zu Beginn dieses Jahres, schrieb ich: »Der feministische Streik steht an, die Reform des Paragraphen 219a im Grundgesetz wurde von Demonstrationen begleitet – inzwischen liegt das bekümmernde Ergebnis vor.«

Gebunden-Sein also. Zurichtungen. Denkschranken.

Eine bereits in den falschen Verhältnissen vorhandene »Souveränität des Individuums«, wie sie Goldman verteidigt, hätte Rosa Luxemburg zurückgewiesen. Ihr geht es um den Weg, wie das Individuum überhaupt zum Bewusstsein über die eigene gesellschaftliche Lage gelangt – als Voraussetzung der Revolution: »Die Proletariermassen müssen lernen, aus toten Maschinen, die der Kapitalist an den Produktionsprozeß stellt, zu denkenden, freien, selbsttätigen Lenkern dieses Prozesses zu werden.« Die Proletariermassen, die wird man heute nicht mehr finden. Doch der Fokus auf die Beschränkungen des Bewusstseins, um es für die Veränderung zu öffnen – ist zeitlos. Und anstrengend.

Mit einem Kuss,

Carolin

Leipzig, 18.07.2019

Liebste Carolin,

es stimmt, dass viel Zeit vergangen ist, seit wir uns für diesen Essay in Briefform entschieden haben. Mehr als ein Jahr, in dem tatsächlich viel passiert ist. Zwischen uns blieb, wie du sagst, mehr Platz als im Jahr davor, gemeinsam brachten wir aber die PS#4 zum Thema »alter« heraus, unsere umfang- und auch sonst reichste Ausgabe. Hierzu viele Veranstaltungen und eine Erweiterung unseres, ich würde meinen, anarchistischen Netzwerkes innerhalb des Literaturbetriebs.

Womit wir wieder bei unserer Diskussion wären.

In den letzten Tagen las ich nochmal die Schriften Emma Goldmans (Anarchism and Other Essays) und Rosa Luxemburgs (Was will der Spartakusbund?). Ich las beide mit großer Offenheit, fing mit Rosa Luxemburg an, damit nicht die gewohnte Begeisterung für Goldman a priori siegt. Aber…
Was soll ich sagen.
Du schreibst: »Auch das Gespräch mit dir über Kommunismus beginnt mit einem Missverständnis oder mehreren, beispielsweise mit der Gleichsetzung von Stalinismus mit Kommunismus oder Sozialismus.«

Damit referierst du auf meine Argumente über die Zeit meines Vaters in russischer Kriegsgefangenschaft. Das stimmt, das war unter Stalin. Aber als mein Vater während meiner Kindheit mehrere Jahre nicht nach Polen einreisen durfte, weil er sich weigerte, dem Geheimdienst über die polnische Community in Wien Auskünfte zu geben oder gezielt Informationen einzuholen, da war Stalin schon lange tot. Und mein Vater war kein Einzelfall.
Ich schreibe das nicht meinem Vater zuliebe, obwohl das sicher die emotional treibende Kraft hinter der Auseinandersetzung mit eben diesem Aspekt des Kommunismus oder Realsozialismus ist.
Und verzeih, aber eine Gesellschaftstheorie, die (wie auch immer) großflächig in die Praxis umgesetzt wurde, kann für mich nicht mehr unabhängig von ihrer Umsetzung gedacht werden. Die Umsetzung wird notgedrungen zu einer Erweiterung der Theorie. Vielleicht kann auch deshalb der Anarchismus bestehen bleiben. Er ist ja letztlich mehr eine Haltung, die in eine Umwälzung mündet, anstatt eine Umwälzung über eine Theorie über fehlende Haltungen drüberzustülpen.

Du fragst: Kann man links sein, ohne revolutionäre Perspektive?

Ich sage: Die Utopie im Auge behalten. Mit der Realität arbeiten.
Und das bedeutet für mich: Ich gehe nicht davon aus, dass die Revolution knallartig daherkommt. Mehr stelle ich mir langsame Strukturumwandlungen vor.
In diesen langsamen Umwandlungen sehe ich Sprache und Haltung, Haltung und Sprache als unlösbar miteinander verknüpft. Sie bedingen sich und sind einander Voraussetzung, und gemeinsam bedingen sie Verstehen.
Verstehen unterscheidet sich vom politischen Kampf, begleitet ihn aber auch. Verstehen erzeugt keine ideologischen Indoktrinationen. Verstehen erzählt ereignishafte Geschichten. Verstehen hört nie auf.

Daneben gibt es anderes, das getan werden muss. Zum Beispiel sollten Genozide verhindert werden – und das geht nur mit Waffengewalt. Sollten Menschen vor dem Ertrinken gerettet werden – und das geht (erschreckenderweise) nur mit Widerstand und Schiffen.
Aber nur von Verstehen, Sprache und Haltung kann ich hoffen, dass sie nicht nur the »master’s tools« (Audre Lorde) sondern everybody’s tools sein können.

All das nur Überlegung: Anarchismus und Machtergreifung ist ein Widerspruch in sich, weil Anarchismus die Negation der Machtergreifung ist – für mich mindestens. Vielmehr ist Anarchismus die Idee einer Machtumverteilung zum Wohle Vieler (wahrscheinlich niemals aller). Und diese Machtumverteilung beginnt mit der individuellen Haltung sich selbst, seinen Mitmenschen und der Welt gegenüber. Was gelesen naiv wirkt und sich vielleicht gerade deshalb den master’s tools entzieht.

Um diesen Überlegungen einen älteren Boden zu geben, möchte ich ein paar Zitate aus Was will der Spartakusbund? neben jene von Anarchism and Other Essays stellen. Nicht um Rosa Luxemburg gegen Emma Goldman auszuspielen, sondern um ihren Gedanken nachzuspüren, zu verstehen, was diese Worte heute mit mir tun.

Rosa L.: »An Stelle der Arbeitgeber und ihrer Lohnsklaven freie Arbeitsgenossen! Die Arbeit niemandes Qual, weil jedermanns Pflicht! Ein menschenwürdiges Dasein jedem, der seine Pflicht gegen die Gesellschaft erfüllt. Der Hunger hinfür nicht mehr der Arbeit Fluch, sondern des Müßiggängers Strafe!“ (Strafe, immer die Strafe. – kaska.)

Emma G.: »She concluded her exhortation with the words: ›Ask for work. If they do not give you work, ask for bread. If they do not give you work or bread, then take bread.‹« (dem würde ich noch hinzufügen: If you can’t work (for whatever reason), ask for bread. If they do not give you bread, then take bread. – kaska.)

Rosa L.: »In den bürgerlichen Revolutionen war Blutvergießen, Terror, politischer Mord die unentbehrliche Waffe in der Hand der aufsteigenden Klassen.« (In jeder kommenden Revolution wird es nicht anders sein, sobald eine Klasse aufsteigt, fällt eine andere und es fließt Blut. – kaska)

»Die proletarische Revolution bedarf für ihre Ziele keines Terrors, sie haßt und verabscheut den Menschenmord.« (Daran zweifle ich. »Die Proletarier « sind aus sich heraus keine besseren Menschen. – kaska)

»Sie bedarf dieser Kampfmittel nicht, weil sie nicht Individuen, sondern Institutionen bekämpft, weil sie nicht mit naiven Illusionen in die Arena tritt, deren Enttäuschung sie blutig zu rächen hätte.« (Aber wer leitet Institutionen? Was ist mit all den deutschen Kommunistinnen und Kommunisten, die sich im zweiten Weltkrieg dem Faschismus entgegenstellten und dann nach Russland flohen, um eine neue Welt aufzubauen und im Gulag landeten? Du würdest jetzt sagen: Stalin. Aber wie ist das möglich, dass jemand wie Stalin im Kommunismus an die Macht kommt? Schon hier das Problem: An die Macht Kommen setzt diesen Einzelplatz der Macht erst voraus. – kaska)

Emma G.: »Anarchists or revolutionists can no more be made than musicians. All that can be done is to plant the seeds of thought.« (Immer gegen Agitation – kaska)

Rosa L.: »Als sofortige Maßnahme zur Sicherung der Revolution:

  1. Entwaffnung der gesamten Polizei, sämtlicher Offiziere sowie der nichtproletarischen Soldaten, Entwaffnung aller Angehörigen der herrschenden Klassen.
  2. Beschlagnahme aller Waffen- und Munitionsbestände sowie Rüstungsbetriebe durch Arbeiter- und Soldatenräte.
  3. Bewaffnung der gesamten erwachsenen männlichen proletarischen Bevölkerung als Arbeitermiliz.«

(Wer sind denn die bisherigen Soldaten? Wer die Polizei? Ist nicht eher der Gehorsam das Problem? – kaska)

Emma G.: »And what bitter disappointment followed as the young idealist began to familiarize herself with the conditions in the new land! Instead of one Tsar, she found scores of them, the Cossack was replaced by the policeman with the heavy club, and instead of the Russian CHINOVNIK there was the far more inhuman slave-driver of the factory.« (Wer kommt nach dem slave-driver? Der proletarische Vorarbeiter? Der proletarische Polizist? – kaska)

Emma G.: »The charge that Anarchism is destructive, rather than constructive, and that, therefore, Anarchism is opposed to organization, is one of the many falsehoods spread by our opponents. They confound our present social institutions with organization; hence they fail to understand how we can oppose the former, and yet favor the latter. The fact, however, is that the two are not the identica.

  1. The State
  2. The Industry
  3. The Army
  4. The Public School

Organization, as WE understand it, is a different thing. It is based, primarily, on freedom. It is a natural and voluntary grouping of energies to secure results beneficial to humanity.«

Emma G.: »›Why do you not say how things will be operated under Anarchism?‹ is a question I have had to meet thousands of times. Because I believe that Anarchism cannot consistently impose an iron-clad program or method on the future. The things every new generation has to fight, and which it can least overcome, are the burdens of the past, which holds us all as in a net. Anarchism, at least as I understand it, leaves posterity free to develop its own particular systems, in harmony with its needs.«

Liebe Carolin, du schreibst: »Die Proletariermassen, die wird man heute nicht mehr finden. Doch der Fokus auf die Beschränkungen des Bewusstseins, um es für die Veränderung zu öffnen – ist zeitlos. Und anstrengend.«

Ich meine, dass sie auch damals nicht zu finden waren. Jedenfalls nicht als Masse, sondern als Individuen, die sich zusammenschlossen für ein besseres Leben. Wo ich bei dir bin, ist der zweite Teil deines Schlusswortes, auch wenn ich ihn anders fassen würde: Imagination ist ein zu erlernendes.Aber nie ein zu erzwingendes.

Viele Umarmungen,

deine kaska

Leipzig, 25.07.2019

Liebe Kaska,

eine denkt sich vielleicht: So ein (literarischer) Briefwechsel, da ist der Streit ja »nur« Konzept; vorgeführt wird, dass es notwendig ist, zu streiten, statt immer nur »jedem seine Meinung« zuzubilligen, diese grässliche Formel, die seltsamerweise immer dem status quo dient. Vielleicht dachte auch ich, als wir begonnen haben mit diesem Text, dass der Streit durch das geschriebene Wort sublimiert wird, dass ich innerlich distanziert bleibe, cool.

– Dem ist nicht ganz so. Mit vielem, was du schreibst, bin ich nicht einverstanden, zumal ich stellenweise das Gefühl habe, dass wir noch immer nicht über dieselben Dinge sprechen. Du schriebst zuletzt wiederholt von Haltung und setzt sie, grob gefasst, gegen eine propagierte Doktrin. Theorie und Praxis von Rosa Luxemburg siehst du dabei auf letztgenannter Seite. Du kontrastierst. Doch Luxemburgs »revolutionäre Realpolitik« meint etwas durchaus anderes als eine feste Doktrin, und zugleich begnügt sie sich nicht allein mit einer von den historischen Bedingungen unabhängigen Haltung, die ja sehr nah an der Moral ist. Worauf ich hinauswill: Am meisten unterscheidet sich das Denken der beiden Frauen, nach meinem Wissensstand bisher, darin, ob und wie sie das utopische Ziel mit der gegebenen Realität vermitteln.

In Anarchism: What it really stands for schreibt Goldman: »A practical scheme, says Oscar Wilde, is either one already in existence, or a scheme that could be carried out under the existing conditions; but it is exactly the existing conditions that one objects to, and any scheme that could accept these conditions is wrong and foolish.« Diesem Gedanken folgend stößt man auf eine wesentliche Frage jedweder Theorie gesellschaftlicher Befreiung: Wie aus der falsch eingerichteten Realität Veränderung herbeiführen? Goldman fährt fort, dass das praktischste Schema dasjenige sei, dass die Bedingungen gänzlich hinter sich lässt, und dass in dieser Hinsicht der Anarchismus wirklich, also im eigentlichen Sinne, praktisch sei. Das »Wie« bleibt außen vor. Und mir geht es nicht um das »iron-clad programme«, wie du zitierst. Sondern um Analyse des Gegebenen, um es verändern zu können.

Ein Problem, dem Goldman zudem aus dem Weg geht, ist, dass die schlechten Verhältnisse nicht nur da draußen, sondern die Menschen selbst von diesen geprägt sind, sie internalisiert haben. Zwar beschreibt sie diese Zurichtung – »Man is being robbed not merely of the products of his labor, but of the power of free initiative, of originality, and the interest in, or desire for, the things he is making.« Doch arbeitet Goldman diese Beobachtung nicht in die Frage um, wie es möglich sein kann, in dieser Gegenwart mit ihren zugerichteten Subjekten Veränderung einzuleiten.

Damit zielt sie in gewisser Weise auf eine schlagartige Revolution. Zumindest wird die Gestaltung eines Überganges nicht thematisiert, sondern statuiert: Alles muss anders werden. Wie frage ich ständig, am Textrand steht in meiner Handschrift ein etwas hilfloses: »start from where?« So entsteht mein Eindruck von Schlagwortartigkeit: »Freedom, opportunity, peace«, klar können wir uns darauf einigen. Aber ist das genug?

In dem Essay Minorities Versus Majorities führt Goldman den für sie zentralen Begriff des Individuums aus. Darin wird klar, sie meint einzelne Genies, »solitary stars«, wie sie schreibt, die sich ihre Integrität, ihren »Instinkt«, bewahrt haben – letztlich eine Elite, auf die einzig Verlass sei. Du, liebe Kaska, deutest an, dass du Agitation generell als etwas Negatives auffasst – warum eigentlich? In Goldman findest du damit jedenfalls eine Fürsprecherin, weil sie die Befähigung zur Gestaltung als Voraussetzung wirklicher gesellschaftlicher Veränderung – das wäre ja das Ziel einer Agitation im besten Sinne – ausspart. Auf diese Weise muss sie keine Programme, keine Maßnahmen vorschlagen, das wäre, wie oben beschrieben, im schlechten Sinne praktisch. Es bleiben der Hohn auf die stumpfe Masse und Selbstverantwortung. Zu Methoden schreibt sie recht allgemein von »direct action«, oder aber legt durchaus nahe, dass dieses höhere Bewusstsein erzwungen werden muss, wo es nicht schon vorhanden ist: »I […] believe with Emerson that ›the masses are crude, lame, pernicious in their demands and influence, and need not to be flattered, but to be schooled. I wish not to concede anything to them, but to drill, divide, and break them up, and draw individuals out of them.‹«

Doch eigentlich möchte ich nicht die extremsten Zitate beider Frauen gegeneinander halten. Ich möchte sie gar nicht gegeneinander halten, und du sicher auch nicht. Stattdessen möchte ich mir Wege bahnen, Veränderung zu denken. Und das fällt mir bei den Texten von Goldman, auf die wir uns verständigt haben, schwer, weil mir scheint, dass sie ein Bewusstseinsstadium einfordern, das erst in einer befreiten Gesellschaft überhaupt erreicht werden kann. Daher rührt mein Gefühl, Goldmans Texte drehten sich im Kreis. Dir geht es damit anders, und mich interessiert, an welchen Punkten du aus den Texten Inspiration ziehst, wo du weiter denkst.

»Du fragst: Kann man links sein, ohne revolutionäre Perspektive? Ich sage: Die Utopie im Auge behalten. Mit der Realität arbeiten. Und das bedeutet für mich: Ich gehe nicht davon aus, dass die Revolution knallartig daherkommt. Mehr stelle ich mir langsame Strukturumwandlungen vor.«

Das sehe ich ähnlich, und es entspricht Luxemburgs Verständnis von Politik als notwendig ins Bestehende verstrickte und auf eine große Veränderung ausgerichtete.

Auf Basis des wissenschaftlichen Marxismus war Luxemburg überzeugt, dass die Revolution nicht von oben diktiert werden kann, dass sie stattdessen ein langsames Graben ist, »Maulwurfsarbeit der Geschichte«, wie es wiederholt bei ihr heißt. Die sozialistischen Intellektuellen hatten ihr zufolge die Aufgabe, die Menschen in den Stand zu setzen, jene Umstände zu verändern, die sie unterdrückten – heute würde man vielleicht sagen: Sie sollen ihre Privilegien so nutzen, dass die Unterprivilegierten von ihnen profitieren. Zur Frage, die du aufwirfst, ob die Parteidiktatur nicht die logische Konsequenz der sozialistischen Revolution ist, möchte ich vorschlagen, einen weiteren Text von Luxemburg in unseren Briefwechsel einzubeziehen: Zur russischen Revolution von 1918. Darin schreibt sie: »Er [der Sozialismus] hat zur Voraussetzung eine Reihe Gewaltmaßnahmen – gegen Eigentum usw. Das Negative, den Abbau, kann man dekretieren, das Positive nicht. Neuland. Tausend Probleme. […] Nur Erfahrung ist imstande, zu korrigieren und neue Wege zu eröffnen. Nur ungehemmtes, schäumendes Leben verfällt auf tausend neue Formen, Improvisationen, erhält schöpferische Kraft, korrigiert selbst alle Fehlgriffe. [… S]onst wird der Sozialismus vom grünen Tisch eines Dutzends Intellektueller dekretiert, oktroyiert.« Ich sende dir den kompletten Text mit diesem Brief.

Die Stelle, die du aus dem Spartakus-Programm zitierst – dass der Hunger nur noch des Müßiggängers Strafe sein sollte – ruft auch in mir Widerspruch hervor. Niemand soll hungern! Und die menschliche Existenz als solche – muss sie sich denn verdient machen? Ziehe ich aber die harsche Rhetorik ab, dann wird doch deutlich: Hier geht es darum, den Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital zu sprengen. Denke ich das weiter, dann müsste Arbeit auch automatisch anders gefasst werden, nämlich als Wirken in der und für die Gesellschaft, das vielfältige Formen hat, die Reproduktionssphäre einbezöge und natürlich Freiräume offenhalten sollte für Müßiggang. Das Zusammenleben von Menschen aber braucht Organisation, und wer sich daraus ganz herauszieht in einer befreiten, utopischen Gesellschaft, gefährdet eben diese letztlich – weil er gerade aus dieser Passivität heraus ungleiche Machtstrukturen erneut begünstigt. Interessanterweise kommt kaum eine Utopie ohne das Element der Strafe aus, nehmen wir etwa die utopische Literatur und Marge Piercys Woman on the Edge of Time. Da werden Menschen, die sich nicht um die Gemeinschaft kümmern, sich nicht einbringen, nach anderen Maßnahmen schließlich verbannt. Hier habe ich keine eindeutigen Antworten und möchte unbedingt mit dir weitersprechen.

Wenn ich sage, heute sei so etwas wie die »Proletariermasse« nicht auffindbar, so meine ich, ich sehe in der Gegenwart keine Bewegung von Menschen, die ihrer Unterdrückung durch das Kapital gewahr werden und sich auf dieser Basis – zumal international! – organisieren um dies, nicht an der Stellschraube hier und da, sondern im Kern zu verändern. Und das hat viel mit Individualität zu tun, die gegenwärtig anders verstanden wird als von dir – aber das ist es ja, jegliche Konzepte, die mal emanzipatorisch waren, sind umstellt von schlechten historischen Adaptionen, Umsetzungen unter den falschen Prämissen.

Insofern ist folgendes gegenwärtig ungemein schwer:

»Die Utopie im Auge behalten. Mit der Realität arbeiten.«

Doch so verstehe ich tatsächlich unsere Zeitschrift, PS, unsere kollektive Arbeit: Im Kleinen nämlich als Arbeit in der Gegenwart zu ihrer Überwindung. Damit ist sie aber für mich nicht durch und durch anarchistisch. Andernfalls müsste sie sich, nach meinem Verständnis von Anarchismus, dem Literaturbetrieb vollständig entziehen. Das tun wir aber nicht. Parallel dazu, dass wir uns eigene Strukturen schaffen, zersetzen wir den bestehenden Betrieb auch von innen, versuchen, Einzelnes quasi realpolitisch zu verändern, um das Ganze traktierbar zu machen. Und das auch, weil wir doch uns als Autor_innen und alle, die bei uns veröffentlichen, daran mitwirken, nicht ignorieren können. Denn für den Moment noch müssen wir Geld verdienen, um leben zu dürfen, und manche von uns tun das (auch, fast niemand kann das ausschließlich, das reicht ja nicht!) mit dem Schreiben, im Betrieb.

Was meinst du, liebe Kaska: Wie viele Jahre schicken wir uns noch Briefe so hin und her? Das könnte lang so weiter gehen, und soll es meinetwegen.

Dennoch, bevor wir uns ganz und gar in den Schriften der beiden Denkerinnen verzetteln, ende ich vorerst auf eine Frage: Wo wollen wir denn eigentlich hin? Was ist das Wünschbare? Ich gebe zu: Was ich da zu wünschen glaube, wofür ich eintrete, entzieht sich meiner Vorstellung – und damit meine ich gar keine bis ins Letzte ausgepinselte Utopie. Sondern das gute Zusammenleben auf einer größeren Ebene als solches. Mir genügt eine Fahrt mit dem Regio in die sächsische Kleinstadt, in der ich aufwuchs, um mich zu erinnern: Seit jeher nehme ich den größten Teil meiner Umwelt als feindlich wahr. Das Gegenteil dessen ist für mich notwendig formlos, kaum denkbar. Es hat Jahre gedauert, jenes warme, kluge soziale Umfeld aufzubauen, das ich inzwischen habe. In dem ich mich sogar streiten kann.

Wo wollen wir hin?

Mit solidarischen Grüßen und

viel Liebe,

Carolin

Der Briefwechsel bezieht folgende Texte ein:

Emma Goldman:\

Rosa Luxemburg:\