»Senza Chiedere Permesso« - Bilder der autonomen Arbeiter:innen- bewegung
Maximilian HauerIm Jahr 1969 zieht der junge Bäcker Pietro Perotti aus der Provinz in die Metropole Turin. Sein Ziel ist das legendäre FIAT-WerkMirafiori, wo er eine Karriere als Berufsrevolutionär anstrebt. Das Werk war zu diesem Zeitpunkt längst bekannt als ein Zentrum der autonomen italienischen Arbeiter*innenbewegung, deren Kämpfe in diesem „Heißen Herbst“ des Jahres 1969 einen Höhepunkt erreichten. Die Lebensgeschichte Perottis ist von nun an aufs engste mit den turbulenten Entwicklungen bei FIAT verbunden. Wilde Streiks, Demonstrationen durch die Fabrik, militante Streikposten und Werksbesetzungen zeugen von einem enorm zugespitzten Klassenkampf. Perotti hat stets daran gearbeitet diesen Kämpfen eine Sprache, einen eigenen kulturellen Ausdruck zu verleihen. Er verteilt Flugblätter, druckt Zeitungen und produziert subversive Aufkleber, die in der ganzen Fabrik zirkulieren. Auch an der kreativen Ausgestaltung der Demonstrationszüge beteiligt er sich durch die Anfertigung von Kostümen und grotesken Masken, die eine lustvolle, anarchische und karnevaleske Atmosphäre erzeugen. So gestaltet er eine proletarische Gegenöffentlichkeit mit, in der sich die Erfahrungen, Wünsche und Analysen der Arbeiter Geltung verschaffen können. Um die verzerrenden Darstellungen der bürgerlichen Presse zu korrigieren, dokumentiert Perotti Arbeitsalltag und Bewegung mit dem Fotoapparat und einer Super-8-Kamera. Der Film Senza chiedere permesso (dt: „Ohne um Erlaubnis zu fragen“) integriert in seiner Rückschau auf die Klassenkämpfe der 1960er-1980er Jahre einige dieser zeitgenössischen Aufnahmen und gewährt so intime Einblick in die Stimmung jener Zeit. Maximilian Hauer (translib Leipzig) wird vor dem Filmscreening in den Film einführen. Anschließend besteht die Möglichkeit zur Diskussion.