Kantine »Festival«

Subalterne, Hegemonie, Rassismus


Benjamin Opratko

In Antonio Gramscis Gefängnisheften tauchen »Subalterne« dort auf, wo es um ausgebeutete, unterdrückte oder beherrschte Gruppen geht. Lange galt der Begriff als Tarnwort für die Arbeiterklasse, es hieß, Gramsci hätte ihn taktisch eingesetzt, um die faschistischen Gefängniszensoren zu täuschen.

Tatsächlich sind Subalterne für Gramsci aber mehr und etwas anderes als die Klasse der Lohnabhängigen. Er setzt den Begriff bewusst ein, um einen Zustand der Unterwerfung und Unterordnung zu beschreiben, es geht ihm neben ökonomischen auch um politische, intellektuelle und das Alltagshandeln betreffende Dimensionen. Das macht ihn auch heute noch besonders anschlussfähig für kritische Analysen von Rassismus und Kolonialismus.

Im Vortrag werden die verschiedenen Bedeutungsdimensionen des Begriffs »Subalterne« bei Gramsci beleuchtet und ausgewählte Rezeptionsstränge, etwa in der Postkolonialen Theorie und den »Subaltern Studies«, diskutiert. Schließlich stelle ich Überlegungen zur Diskussion, wie eine an Gramsci anschließende, hegemonietheoretische Perspektive zum Verständnis gegenwärtiger rassistischer Verhältnisse beitragen kann.

Benjamin Opratko ist derzeit Gastprofessor für Internationale Politik an der Universität Wien und Redakteur der Monatszeitschrift Das Tagebuch.

Die Diskussion im Anschluss an den Vortrag beginnt bei 01:07:35.