Feministische Kämpfe um die Wohnungsfrage
Eva KuschinskiDie Wohnungsfrage, wie wir sie heute kennen, ist mindestens so alt wie die (kapitalistische) Urbanisierung selbst. Und wie Engels in seiner Polemik zur Wohnungsfrage feststellt, »sie hat alle unterdrückten Klassen aller Zeiten ziemlich gleichmäßig betroffen« (Engels 1973 1872: 213). Im Zentrum dieser Frage steht im Kapitalismus der Widerspruch zwischen der Verwertbarkeit der, oft als Ware gehandelten, Wohnung und der alltäglichen Wiederherstellung des Lebens. Historisch hat sich die Wohnung nämlich zum Ort der Reproduktion entwickelt. Entlang der (binär konstruierten) gesellschaftlichen Geschlechterverhältnisse und vergeschlechtlichter Arbeitsteilung fällt die Aufgabe der alltäglichen Reproduktion in den Bereich der Frauen*arbeit. Als Ware und Reproduktionsort zugleich ist die Wohnung auch Schauplatz zahlreicher gesellschaftlicher Auseinandersetzungen und feministischer Kämpfe.
Im Vortrag am 27.08,2021 wurden – nach einer theoretischen Einführung – schlaglichtartig historische Beispiele feministischer Utopien und Kämpfe rund ums Wohnen besprochen. Was können wir heute von den historischen Kämpfen lernen und wie setzen sie sich heute fort? Wie kann Wohnen als gesellschaftliches und feministisches Thema heute verhandelt werden? Mit diesen Fragen schloß der Vortrag und gab ein paar Impulse für die anschließende Diskussion.
Eva Kuschinski ist Stadtforscherin, wohnt und arbeitet in Hamburg und forscht dort zum Verhältnis von angespanntem Wohnungsmarkt und der Situation in den Frauenhäusern sowie zu feministisch-materialistischen Lesarten der Wohnungsfrage. Sie ist u. a. aktiv im AK Feministische Geographien und der Mittelbau-Ini Hamburg.