Figuren dialektischen Hörens bei Benjamin
Martin MettinIn den Kultur- und Geisteswissenschaften hat sich die Sicht auf Walter Benjamin als einem Denker des Sehens etabliert. Nicht nur gelten seine Texte zu Film und Fotografie als Vorläufer der Medientheorie. Vor allem Benjamins Methode, in Bildern zu denken, ist oftmals als ein Primat der optischen Erfahrung in seinen Schriften gedeutet worden. Was jedoch geschieht, wenn man diese Hauptwege der Rezeption verlässt und den Spuren der weitaus weniger beachteten Klänge und Geräusche in Benjamins Texten nachforscht? Was zeichnet sich ab, wenn akustische Denkfiguren ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken?
Diesen Lektüreversuch unternimmt Martin Mettin mit seinem Buch. Im Mittelpunkt stehen auch hier Überlegungen zum dialektischen Bild, das allerdings variierende Bedeutung im Sinne von Sprach- und Klangbildern annimmt. Als zentrales Motiv erweist sich dabei das Echo: In dieser literarischen Denkfigur verbindet sich Sprachphilosophie mit Reflexionen über Erfahrungsarmut und den gewaltförmigen Verlauf von Geschichte.
Martin Mettin ist Philosoph und Autor mit einer Leidenschaft fürs Hören. Er lehrt und forscht als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ausbildungsinstitut für Humanistische Lebenskunde in Berlin.
Den hier zu Verfügung gestellten Vortrag hielt Daniel Gönitzer am 27.8.2020 im Rahmen der Kantine »Benjamin« in Chemnitz.