1968 – Benjamins Nachleben im Panorama eines Jahres
Robert Pursche1968 entbrannte eine öffentliche Debatte um Walter Benjamin, die schon länger in der Luft lag. Es ging dabei vor allem um keineswegs neue Deut-ungskämpfe, die sich um Benjamins Verhältnis zum Marxismus drehten und in der hitzigen Atmosphäre der Revolte an Schärfe gewannen. Daneben gab es aber auch noch andere, scheinbar randständigere Konflikte um Benjamin. Insbesondere handelte es sich dabei um Auseinandersetzungen um den Zugang zu jenen Archivbeständen Benjamins, die bei Theodor W. Adorno in Frankfurt am Main und im Deutschen Zentralarchiv in der DDR lagen. Im Jahr 1968 verstärkten sich diese theoretischen und politischen Kämpfe um Benjamins Nachleben im geteilten Deutschland wechselseitig und auf folgenreiche Weise. In seinem Vortrag besichtigt Robert Pursche verschiedene Schauplätze dieser Kontroversen um Benjamin: Feuilletonbeiträge und Korrespondenzen, Verlagsbesprechungen und Redaktionssitzungen, Universitäten und Archivräume, Buchmessen und Stasi-Berichte.
Den hier zu Verfügung gestellten Vortrag hielt Robert Pursche am 26.8.2020 im Rahmen der Kantine »Benjamin« in Chemnitz.