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Vom ungerechten Plan zum gerechten Markt? Ökonomische Erwartungen vor, während und nach 1989/90


Clemens Villinger

27.7.24 15:00

Welches Wissen hatten die Menschen vor 1989 über den Kapitalismus? Welche wirtschaftlichen und sozialen Erwartungen verbanden die Menschen in der DDR mit dem Systemwechsel 1989/90? Wurden diese Erwartungen nach der Vereinigung erfüllt?

Diese Fragen stehen am Anfang des Workshops, der am Beispiel der Konsumgeschichte der DDR und Ostdeutschlands vor, während und nach 1989/90 untersucht, wie Alltagswissen bestimmte Annahmen über das Funktionieren von Plan- und Marktwirtschaft prägte. Ausgehend von alltäglichen Formen materieller sozialer Ungleichheit in der DDR, wie z.B. Einkommen oder Wohnverhältnisse, soll gemeinsam überlegt werden, ob und warum Menschen soziale Ungleichheit als gerecht oder ungerecht wahrnahmen. Nach einem kurzen Input durch den Referenten wird anhand von Archivquellen und Interviews versucht herauszuarbeiten, aus welchen Gründen die Menschen die Marktwirtschaft als das gerechtere oder ungerechtere Wirtschaftssystem bewerteten. Ziel des Workshops ist es, die historischen Wurzeln ökonomischer Erwartungen nachzuvollziehen und zu überlegen, wie sie politisches Verhalten erklären können.

Dr. Clemens Villinger ist Historiker und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut London. Aktuell forscht er zu deutschen und britischen Vorstellungen von Normalität im 20. Jahrhundert. Seine Dissertation erschien 2022: Clemens Villinger: Vom ungerechten Plan zum gerechten Markt? Konsum, soziale Ungleichheit und der Systemwechsel von 1989/90, Berlin 2022.