Samstag, 06.08, 11.00
Herrschaft, das betonte Antonio Gramsci stets, ist in bürgerlichen Gesellschaften etwas anderes als nackte Unterdrückung. Damit sie funktioniert, ist Herrschaft auf die Zustimmung relevanter Teile der Bevölkerung angewiesen, hier finden sich Elemente von Zwang und Konsens zugleich. Die Kunst, beides so miteinander zu verknüpfen, dass ein attraktives gesellschaftliches Projekt entsteht, nennt Gramsci Führung. Er untersucht das Ringen gesellschaftlicher Kräfte um Führung. Wie gelingt es den Eigentümern, den Chefs, den Meinungsmachern, Führung zu erlangen? Wie kommt es, dass Menschen ihrer eigenen Unterwerfung zustimmen? Welche Rolle spielen darin Parteien, Medien, Schule, Vereine, Verwaltungen, Gefängnisse, Kirche oder Ratgeberliteratur? Und was, wenn die der Herrschaft Unterworfenen sich zusammentun und die Dinge selbst in die Hand nehmen? Wie ist dann mit Führung umzugehen? Was können wir von Gramsci lernen, was wollen wir kritisch weiterdenken? Um diese Fragen geht es anhand von Ausschnitten aus dem Originaltext.
Anne Steckner ist Politikwissenschaftlerin, Autorin und Bildungsreferentin. Ihre Leidenschaft ist die Übersetzung komplexer Theorie in gut verständliches und vielen Menschen zugängliches Bildungsmaterial. Ihre Schwerpunkte sind Ökonomie, Feminismus und Kommunikation.