Cosima Langer & Carolin Blauth
Samstag, 28.08., 11:00 Uhr
SCUM – Society for Cutting Up Men, so nannte Valerie Solanas in den 1960er Jahren die aktivistische Gruppe, die sie mit ihrem Manifest herbeischreiben wollte. Angetrieben von ihrer Wut über gesellschaftliche Ungleichheit kommt Solanas zu dem Schluss, dass an all der Gewalt und Unterdrückung Männer schuld sind – also müssen sie weg!
Der Wunsch nach feministischer Organisierung ohne Männer findet sich auch an anderer Stelle: Das Frauenkollektiv Libreria delle Donne in Mailand betreibt seit den 1970ern einen Buchladen und schreibt gemeinsam darüber. Sie organisieren sich ohne Männer, um jenseits patriarchaler Strukturen Beziehungen zwischen Frauen neu zu (er)leben und zu theoretisieren – eine Heterotopie?
In einer fragmentarischen Lesung wollen wir uns aus verschiedenen Richtungen dem Motiv einer feministischen Utopie als einem Ort ohne Männer annähern. Dabei ist eine zentrale Frage, welche Rolle Wut bei der Imagination von Sehnsuchtsorten und ihrer Verwirklichung spielen kann. Als kulturelle Figur ist die männerhassende Feministin sehr präsent, doch in der Realität gehen Hass und Gewalt viel häufiger von Männern aus. Die Wut von Frauen wird übertreiben und diffamiert. Inwiefern ist daher das Aneignen feministischer Wut utopisch?
In einer kurzen Schreibwerkstatt sollen die Teilnehmenden dieser Frage von der Lesung inspiriert nachgehen und ihre feministische Wutopie anhand eigener Erfahrungen entwickeln. Die Erzeugnisse sollen dann als ad hoc Ausstellung aufgehängt werden, die von allen bei einem Rundgang gelesen werden können.