Linus Karl Maria Klappenberger
Dienstag, den 07.08.18, 11 Uhr
Der Vortrag behandelt den Regimebegriff und stellt dabei eher ein Thesenpapier dar. Diskutiert werden soll vor allem, inwiefern eine materialistische Perspektive und eine entsprechende Ausrichtung von Regimeanalysen einen essentiellen Beitrag für an diesem orientierte Analysen leisten kann. Welche Aspekte können dabei besser beleuchtet werden und welche Lücken können evtl. sogar damit geschlossen werden?
Ausgangspunkt stellt vor allem die Verwendung des Begriffs innerhalb der kritischen Grenzregime-forschung dar und wie dieser innerhalb aktueller Forschungen im Zusammenhang von Grenzpolitiken und Migration eingesetzt wird. Mit dem Ansatz einer ethnographischen Grenzregimeanalyse wurde der Begriff nicht nur für eine ethnographische Analyse zugänglich gemacht, sondern zugleich auch entscheidend weiter entwickelt und interdisziplinär ausgearbeitet. Damit öffnet er sich der Begriff des Regimes tendenziell auch für weitere Forschungsfelder. Neben der zugleich positiv zu betrachtenden Tendenz, auch marginaliserte und subalterne Perspektiven einzunehmen und deren Bedeutung für aktuelle Grenzpolitiken zur Geltung zu bringen, lässt sich dennoch auch hier, so die These, ebenso wie in großen Teilen der (empirischen) Kultur- und Sozialwissenschaften, eine Überbetonung von Subjektivierungsprozessen beobachten. Dabei ist wichtig zu beachten, dass die Entwicklung des Regimebegriffs auch im Kontext veränderter Formen des Regierens und im Kontext eines neuen Machttypus zu begreifen ist. Damit ist der Begriff nicht nur ein Analyseinstrument, sondern beschreibt gleichzeitig auch gesellschaftliche Transformationsprozesse. Neue damit verbundene Subjektivierungsweisen weisen damit aber auch auf eine Transformation von Herrschaftsverhältnissen insgesamt hin, die nicht aus sich selbst heraus entstehen können und gerade deshalb einer historisch materialistischen Fundierung bedürfen.
Es sollen daher einige Thesen für eine solche materialistische Fundierung des Regimebegriffs vorgestellt werden, die nicht den Anspruch auf Vollständigkeit haben.Vielmehr sollen die im Laufe des Vortrags auftauchenden Fragen zu einer weiteren Diskussion des Begriffs beitragen. Im Vordergrund stehen also vor allem Anregungen für eine weitere Debatte.