Daniel Gönitzer
Dienstag, 25.08. 15:30 Uhr
Walter Benjamin kann zweifellos als einer der bedeutendsten Kunst- und Medientheoretiker*innen des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden. Dennoch sind seine Beziehungen zur Avantgardekunst, die eine zentrale Rolle in der Herausbildung seiner eigenen materialistischen Kunstphilosophie spielen, im Detail kaum erforscht. Benjamin beschäftigte sich mit nahezu allen Spielweisen der avantgardistischen Kunst seiner Zeit: Kubismus, Expressionismus, Dadaismus, Surrealismus, Konstruktivismus, Bauhaus und Futurismus. Auch Benjamins eigene „avantgardistische Schreibpraxis“, seine Zitat- und Montagetechnik – wie bspw. im Passagenprojekt oder in Einbahnstraße – steht im unmittelbaren Zusammenhang mit den Kunst-Praxen der historischen Avantgarden. Die (avantgardistischen) Künstler*innen werden für Benjamin zu Monteur*innen oder Ingenieur*innen ganz im Sinne des russischen Konstruktivismus. Dabei sieht Benjamin die Montage als eine der grundlegendsten Techniken der Avantgarde. Er ist fasziniert von der Montagekunst der Dadaist*innen, die die Montage in sämtlichen Bereichen der Kunst anwenden. John Heartfields Photomontagen bspw. gelten für ihn als Schanier zwischen Film und Malerei. In meinem Vortrag werde ich veranschaulichen, wie und warum Benjamins Interesse von Malerei und Literatur zu den moderneren Kunstformen Film und Fotografie wechselte. Beeindruckend dabei ist, dass Benjamins Beschäftigung mit dem Film vom russischen Avantgardefilm – Eisenstein und Vertov – bis hin zum amerikanischen Grotesk- und Zeichentrickfilm – Mickey Mouse und Chaplin reicht.