Robert Pursche
Mittwoch, 26.08., 11 Uhr
1968 entbrannte eine öffentliche Debatte um Walter Benjamin, die schon länger in der Luft lag. Es ging dabei vor allem um keineswegs neue Deut-ungskämpfe, die sich um Benjamins Verhältnis zum Marxismus drehten und in der hitzigen Atmosphäre der Revolte an Schärfe gewannen. Daneben gab es aber auch noch andere, scheinbar randständigere Konflikte um Benjamin. Insbesondere handelte es sich dabei um Auseinandersetzungen um den Zugang zu jenen Archivbeständen Benjamins, die bei Theodor W. Adorno in Frankfurt am Main und im Deutschen Zentralarchiv in der DDR lagen. Im Jahr 1968 verstärkten sich diese theoretischen und politischen Kämpfe um Benjamins Nachleben im geteilten Deutschland wechselseitig und auf folgenreiche Weise. Im meinem Vortrag sollen verschiedene Schauplätze dieser Kontroversen um Benjamin besichtigt werden: Feuilletonbeiträge und Korrespondenzen, Verlagsbesprechungen und Redaktionssitzungen, Universitäten und Archivräume, Buchmessen und Stasi-Berichte.