Ausstellung von Ute Richter während der ganzen Kantine, Künstleringespräch am Samstag, 10.08.2019, 16.00 Uhr
Zeitungsdruck, 32 Seiten, 2017
Die Zeitung enthält 9 Poster der Künstlerin Ute Richter, den Text „Vorkriegslogik oder Rosa Luxemburg trifft Stanisław Leśniewski“ von Dietmar Dath und als Handreichung den Text „Ein anderes Archiv“ von Britt Schlehahn.
Erschienen im Lubok Verlag, Leipzig
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Was haben gerasterte Pflanzenposter mit aktuellen Tendenzen national motivierter Gewalt zu tun? Diese Frage wird mit der Zeitung künstlerisch gestellt. Mit ihrem Titel „Der 15. Januar 1919 war ein Mittwoch“ will sie an eine alte Geschichte erinnern.
Die Pflanzenmotive für den Zeitungsdruck wurden dem Herbarium von Rosa Luxemburg entnommen. Sie wurde im Januar 1919 ermordet, damit „Deutschland so schnell wie möglich wieder zu Ruhe kommt“. Mit den von ihr gesammelten Pflanzen soll an den Terror von 1919 erinnert werden und damit auch an die Wurzeln aktueller rechtsnationaler Gewaltbereitschaft.
Das Herbarium der deutsch-polnischen Theoretikerin tauchte vor einigen Jahren in Warschau in einem blauen Schuhkarton wieder auf. 18 Hefte mit aufbewahrten Pflanzen und Pflanzenteilen, präpariert, eingeklebt und mit Kommentaren versehen. Die Eintragungen begann Luxemburg im Mai 1913. Im Oktober 1918, drei Monate vor ihrer Ermordung, enden die Notizen. Luxemburg wollte ursprünglich Botanikerin werden. Aus der Beschäftigung mit Pflanzen, mit den Strukturen der Natur, bezog sie immer wieder Kraft.
Bedeutet die Hingabe an Natur und Landschaft schon einen Rückzug oder gar den Verrat des gesellschaftlichen Auftrags? Ein Zitat von Heiner Müller markiert den Kontext der Arbeit und schlägt den Bogen von der Geschichte in die Gegenwart: „Der Terror von dem ich schreibe kommt aus | Deutschland“.
Ute Richter wurde 1964 in Dresden geboren, studierte an der Kunsthochschule Berlin Weißensee, der Hochschule für Bildende Künste Dresden und der Ecole Nationale Suprieure des Beaux-Arts, Paris. Sie lehrt an der TU Dresden im Fachbereich Architektur und lebt in Leipzig.
